Aktueller Planungsstand beim 6. Runden Tisch: Nur noch Varianten der Kurve Kassel durch Vellmar?
Aktueller Planungsstand beim 6. Runden Tisch: Nur noch Varianten der Kurve Kassel durch Vellmar?
Überraschung beim 6. Runden Tisch am 19.10.2020: Dort präsentierte die DB Netz AG das Ergebnis der sog. „FFH-Verträglichkeitsprüfung“ für die Varianten der Kurve Kassel. Bleiben danach nur noch Varianten durch Vellmar übrig?
Bei der FFH-Prüfung geht es um Schutzgebiete, die nach der europäischen „Flora-Fauna-Habitat“-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz bestimmter Pflanzen, Tiere und Lebensräume dienen. Seit mehr als einem Jahr untersucht die Bahn verschiedene Varianten der Kurve Kassel, die am 19.11.2019 noch um Streckenalternativen von Immenhausen nach Wahnhausen bzw. Speele (Varianten 1 und 2) ergänzt wurden. Jetzt hat sie beim 6. Runden Tisch plötzlich festgestellt, dass nicht nur diese beiden neueren Varianten, sondern auch die Variante 3 (Espenau-Mönchehof – Speele) zu „erheblichen Beeinträchtigungen eines FFH-Gebiets“ führen würden und sich daraus ein „erhebliches Genehmigungsrisiko“ ergibt. Es zeichnet sich ab, dass damit nur noch die Varianten am nord-östlichen Stadtrand von Vellmar (Varianten 4 A/B/C) zwischen Mönchehof und Ihringshausen und die Variante 5 durch Niedervellmar mit dem riesigen Brückenbauwerk über die B 83 übrig bleiben. Es ist wenig glaubwürdig, dass angeblich erst jetzt festgestellt wird, dass bei der Fulda-Querung in den Varianten 1 bis 3 FFH-Gebiete in der Fuldaaue bzw. den Weserhängen in Fuldatal betroffen sein würden. Es sieht vielmehr ganz danach aus, dass diese Varianten nur zum Schein geprüft wurden und von Anfang die Absicht bestand, die Kurve Kassel auf einer deutlich kürzeren und vermutlich kostengünstigeren Strecke durch Vellmar zu bauen. Aber nicht nur „Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling“ und die „Große Moosjungfer“ im FFH-Gebiet an der Fulda sind schützenswert.
Wir verlangen, dass auch der Lebensraum und die Gesundheit der Menschen in Vellmar geschützt werden! Wir fordern, dass die Zerstörung unseres Lebensraumes durch Eisenbahnbrücken, weitere Gleisanlagen und kilometerlange Tunnel unterbleibt. Ein Tunnel nur wenige 100 Meter vom Stadtrand im Musikerviertel, Frommershausen und Niedervellmar entfernt, würde tiefgreifend das Gesicht der Landschaft verändern, nicht nur durch die Tunnelanlage, sondern auch durch den Flächenverbrauch für Rettungsschächte, Rettungsplätze und -zufahrten usw. Von einem Naherholungsgebiet kann dann dort keine Rede mehr sein.
Eine zusätzliche Lärmbelastung durch die Güterzüge bliebe auch dann, wenn z.B. die Variante 4 B einer Kurve Kassel realisiert würde. Denn 70 % der Trasse verliefen nach wie vor oberirdisch. Deshalb verlangen wir weiterhin, dass die Ertüchtigung der vorhandenen Alternativstrecke Altenbeken – Northeim – Nordhausen unvoreingenommen geprüft wird. Diese ist ca. 32 km kürzer als die Verbindung über eine Kurve Kassel. Fiktive Computermodelle, die längeren Fahrtzeiten der Güterzüge auf der Alternativstrecke ausweisen, sind für uns nicht plausibel.